Johanna Elberskirchen (1864-1943)

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Im Jahre 1904 outete sich Johanna Elberskirchen  indirekt öffentlich und stellte sich mit ihrer deutlichen Aussage dem Kampf gegen das Tabuthema lesbischer Liebe. Es macht sie zu einer wesentlichen Person der lesbischen Emanzipationsgeschichte, dass sie die gängige sexualwissenschaftliche Theorie ablehnt, homosexuelle Frauen seien „Mannweiber“ und „männlich. Stattdessen sah sie Lesben schlicht als Frauen, die Frauen begehren. Sie streitet im radikalen Flügel der Frauenbewegung auch für das Frauenwahlrecht ohne die Einschränkung oder Kompromisse eines Dreiklassenwahlrechts. Sie fügte sich nicht in die für Frauen ihrer Zeit vorgezeichneten Bahnen, sondern suchte ihren eigenen Weg. Das Verstecken, Zurückhalten oder Wegducken war nicht ihr Weg. mehr im Audio oder im Text weiter unten

Ort A: Arbeitsort von J. Elberskirchen, Gedenktafel Institut für Sexualwissenschaft, In der Nähe des Haus der Kulturen der Welt am Sparzierweg an der Spree, Bettina-von-Arnim-Ufer,  Berlin-Tiergarten    Karte / Route

Ort B: Wohnort und Praxis J. Elberskirchen und H. Moniac ab 1920, ehemals Luisenstraße 32, heute Rudolf-Breitscheid-Straße 57, Berlin-Rüdersdorf  Karte / Route

Ort C: Gedenktafel Friedhof Rüdersdorf am Grab von H. Moniac und J. Elberskirchen, in der Nähe des anonymen Bestattungsfeldes (2002/2003), Friedhof Rudolf-Breitscheid-Straße, Berlin-Rüdersdorf  Karte / Route

Ort D: Wohnort J. Elberskirchen und H. Moniac 1918, Bellermannstrasse 79, Berlin  Karte / Route

Ort E: Gedenktafel Geburtshaus Johanna Elberskirchen, Sternstraße 37, Bonn  Karte / Route

Ort F: Gedenkstele Johanna Elberskirchen, neben dem Alten Rathaus am Marktplatz, Bischofsplatz, Bonn  Karte / Route

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Bildergalerie Johanna Elberskirchen

Weiterführende Links & Quellen:

„Im Übrigen, sind wir Frauen der Emanzipation homosexual – nun dann lasse man uns doch. Dann sind wir es doch mit gutem Recht. Wen geht’s an? doch nur die, die es sind. Die sich mit ihrer Abnormalität abzufinden haben, wie die anderen mit ihrer Normalität. Wen geht’s an? Doch höchstens nur noch die Natur. Gott, Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes, schuf er ihn. Auch den Homosexualen“.

Im Jahre 1904 outete sich Johanna Elberskirchen mit dieser Aussage indirekt öffentlich und stellte sich mit dieser deutlichen Aussage dem Kampf gegen das Tabuthema lesbischer Liebe. Sie veröffentlicht im Verlag von Max Spohr ihre Homosexualität thematisierende Schrift „Die Liebe des dritten Geschlechts“. Sie steht selbstbewusst zu ihrer Liebe zu Frauen. Es macht sie zu einer wesentlichen Person der lesbischen Emanzipationsgeschichte, dass sie die gängige sexualwissenschaftliche Theorie ablehnt, homosexuelle Frauen seien „Mannweiber“ und „männlich. Stattdessen sah sie Lesben schlicht als Frauen, die Frauen begehren. Sie streitet im radikalen Flügel der Frauenbewegung auch für das Frauenwahlrecht ohne die Einschränkung oder Kompromisse eines Dreiklassenwahlrechts. Sie fügte sich nicht in die für Frauen ihrer Zeit vorgezeichneten Bahnen, sondern suchte ihren eigenen Weg. Das Verstecken, Zurückhalten oder Wegducken war nicht ihr Weg.

Johanna Elberskirchen wurde am 11. April 1864 in Bonn geboren. Obwohl ihre Eltern nur einen kleinen Kolonialwarenladen betrieben, erkämpfte sie sich zunächst einen Abschluss auf der höheren Töchterschule, dann gelang es ihr standesuntypisch in der Schweiz Jura und Medizin zu studieren – in Deutschland sind Frauen für ein Studium nicht zugelassen – auch wenn sie dabei vermutlich aus finanziellen Gründen keinen Abschluss erreichte.

Ab 1915 lebt die mittlerweile ausgebildete Naturärztin in Berlin und arbeitet in der städtischen Säuglingsfürsorge. Zu dieser Zeit, 1914, wird sie auch als eine der wenigen Frauen „Obmann“ des wissenschaftlich Humanitären Komitees, ja Obmann, denn gegendert wird dieser Begriff damals noch nicht. Das WHK ist die weltweit erste Organisation dies ich für die Rechte Homosexueller einsetze, gegründet von Magnus Hirschfeld, der auch 1919 das erste sexualwissenschaftliche Institut in Berlin gründete. Im Institut wird Elberskirchen Mitarbeiterin, über die Art und Intensität ihrer Mitarbeit ist wenig bekannt.

Mit ihrer Lebensgefährtin Hildegard Moniac zog sie 1920 nach Rüdersdorf bei Berlin und eröffnete in ihrem gemeinsamen Haus in der Luisenstraße 32 (heute: Rudolf-Breitscheid-Straße 57) eine homöopathische Praxis, die sie bis an ihr Lebensende führte.

Bis 1933 finanzierte sie ihren Lebensunterhalt auch mit Schreiben und Vorträgen, was danach durch die Nationalsozialisten nicht mehr möglich ist. Sie schreibt mutig, provokant, ironisch und bissig Zeitungsartikel und Bücher zu den feministischen Themen Frauenwahlrecht, geschlechtsspezifische Erziehung und Bildung, Frauenstudium, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Mutterschaft und Kinderheilkunde.

Sie war zudem Referentin der Weltliga für Sexualreform und nimmt 1928 in Kopenhagen, 1929 in London und zuletzt in Wien 1930 an den Kongressen teil. Sie war Mitglied der SPD und engagierte sich für Lohnarbeit von Frauen und den Schutz von Arbeiterinnen.

1933 verlor Elberskirchens Lebensgefährtin Moniac ihre Stelle als Lehrerin, da sie bei den Nazis als politisch unzuverlässig galt, was die beiden in starke finanzielle Not stürzte. Die nächsten Jahre in Armut waren hart bis zum Tod Elberskirchens in Jahre 1943 als 79jaherige.

Typischerweise für Johanna Elberskirchen nimmt ihr bewegtes Leben auch ein ungewöhnliches Ende, sogar nach dem Tod. Die Urne wurde 30 Jahre nach ihrem Tod heimlich von zwei Frauen in der Grabstätte ihrer Lebensgefährtin Hildegard Moniac nachbestattet. Dort am Rüdersdorfer Friedhof steht heute eine Gedenktafel.

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