Christopher Isherwood (1904-1986)

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Er erlebte und genoss das freie und homosexuelle Leben Berlins der späten 1920er Jahre. Seine Bücher über die Berliner Zeit werden als Musical & Film „Cabaret“ mit Liza Minelli in der Hauptrolle weltberühmt.

Ort A:  Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus von Christopher Isherwood, Nollendorfstr. 17, Berlin-Schöneberg  Karte / Route

Ort B: Cosy Corner, Lieblingsbar von Christopher Isherwood, Zossener Straße 7, Berlin-Kreuzberg  Karte / Route

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Christopher Isherwood kam 1929 „because of the boys“ aus dem repressiven England ins damals verheißungsvoll mondäne Berlin. „Berlin bedeutet Jungs. Ein Traum für Schwule“ – das ruft der junge Wystan Hugh Auden Ende der 1920er Jahre seinem Freund Christopher Isherwood zu. Beider sind junge britische Schriftsteller der Oberklasse und können in Berlin leben ohne mit der Schriftstellerei Geld verdienen zu müssen. Isherwood wird von seinem schwulen Onkel finanziert. Bald darauf ziehen die beiden nach Berlin. Gemeinsam mit Freunden sind die eine Clique junger schwuler Engländer auf der Suche nach sexueller Freiheit. Sie fasziniert das wilde queere Nachtleben der Stadt. Es ist ganz anders als das repressive London, so stürzen sie sich in die homosexuellen Clubs und Bars der Stadt.

Isherwood verewigt seine Berliner Zeit später literarisch in den Büchern „Leb wohl Berlin“ und “Mr. Norris steigt um”, woraus später das Broadway Musical und der Film Cabaret wurde mit Liza Minelli in der Hauptrolle und mit 8 Oskars dekoriert. Das besondere dieser Bücher ist, wie Isherwood den steigenden Einfluss der Nazis im täglichen Leben der Berliner*innen beschreibt. Dass Isherwood aus Sicht eines schwulen Charakters schreibt, kann man nur zwischen den Zeilen lesen.

Christopher Isherwood wohnte zunächst als Untermieter der Schwester Magnus Hirschfelds am Institut für Sexualwissenschaft. So war er auch bei Magnus Hirschfeld und den anderen aus dem Institut gut bekannt. 1930 zog er hier in das Haus in der Nollendorfstraße 17 ein. Seine Mitbewohnerin war Jean Ross, eine Cabaret-Sängerin, die zur Inspiration für die Figur der Sally Bowles wurde und von Liza Minnelli im Musical „Cabaret“ verkörpert wurde.

Isherwood Lieblingskneipe ist das Cosy Corner. Es lag in der Zossener Straße 7, südlich des Halleschen Tores. Eine schmuddelige Stricherkneipe, in dem „immer ein halbes Dutzend Jungs herumlungerten und Bier tranken“. Zwischen 1929 und 1933 war Isherwood von dieser Kneipe und ihren Besuche nahezu besessen. Er schwärmt in London und Paris von ihr, schrieb über das Cosy Corner und machte es zur ersten Anlaufstelle für seine schwulen Freunde auf Berlin-Besuch und trägt so zum Ruhm Berlins als erster Weltmetropole der Schwulen und Lesben bei.

Im März 1932 lernte er seinen Lebensgefährten den 17-jährigen Heinz Neddermeyer kennen. Mit ihm verlässt er 1933 nach der Machtergreifung der Nazis Berlin und reist durch viele Länder Europas, immer mit Absicht ein Visum für Heinz zu bekommen und dessen Einberufung ins Militär damit zu verhindern. Sie leben in Griechenland, London, Marokko, den Kanaren, in Portugal, Brüssel, Amsterdam und Kopenhagen. Schließlich müssen sie es aufgebeben ein Visum zu erlangen und Heinz kehrt zurück nach Deutschland, wird eingezogen, aber er überlebt den Krieg. Isherwood migriert 1939 nach Kalifornien.

Wystan Hugh Auden heiratete 1935 Erika Mann, die Tochter von Thomas Mann um ihr zu einem englischen Reisepass zu verhelfen und das Land verlassen zu können. Auden, Isherwood und die gesamte Mann-Familie sind gut befreundet.

Seine Berliner Jahre verarbeitete er 1976 in dem Buch „Christopher und die Seinen“ eine autobiographische Darstellung seiner Berliner Jahre, in denen er, anders als in den vorherigen Büchern, explizit auf sein schwules Leben eingeht. Bekannt geworden als Hollywood Film ist auch sein Buch „der Einzelgänger“ / (A Single Man), dass  2010 von Tom Ford verfilmt wurde mit Colin Firth und Julian Moore in den Hauptrollen.         

Isherwood verstarb 1986 im Alter von 82 Jahren in Kalifornien als einer der bekanntesten englischsprachigen Autoren seiner Zeit.

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